%
Vi
selbe dieß Bedürfniß einiger Maßen gehoben seyn
könnte. Er beabsichtigt damit vorzüglich, Würtem-
bergs Landschullehrern (seinen Amtsgenossen) ein
Mittel in die Hände zu liefern, mittelst welchem
Unterricht über gemeinnützige Gegenstände einfach
und doch im Zusammenhange ertheilt, und zugleich
als Lesebuch benutzt werden kann. Sein Plan gieng
Anfangs bloß dahin, sich dieses Entwurfs als blo-
ßer Leitfaden bei Ertheilung des Unterrichtes über
gemeinnützige Gegenstände zu bedienen, allein hiezu
aufgemuntert, arbeitete er denselben zugleich als
Lesebuch für die obern Klassen der Elementar- und
Sonntagsschulen fürs Land anspruchslos zum Druck
aus. Als Beweis des reichhaltigen und gemein-
nützigen Inhalts mag die schnelle Abnahme dienen,
welcher sich die erste Auflage zu erfreuen hatte, und
deßhalb eine zweite bedeutende Auflage veranstaltet
werden mußte.
Möge die gute Absicht nicht verkannt werden,
dasselbe beider zweiten Auflage eben so vielen bei-
fälligen Eingang finden und der erwähnte Zweck
erreicht werden.
Der Verfasser
F. I B u s ch o r,
Schullehrer.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
176
schreibt der Apostel Jakobus davon: „Ist jemand unter euch
krank, so lasse er die Priester der Kirche kommen, über sich
deren, und sich mit Oele salben, im Namen, das ist: auf
Befehl des Herrn. Das gläubige Gebet wird den Kranken
erleichtern, und der Herr wird ihn wieder herstellen, und so
er Sünden begangen hätte, werden sie ihm vergeben werden."
Die Salbung geschieht an den Sinnen, weil durch sie die
Eindrücke in uns kommen, die uns zu bösen Gedanken und
Begierden reizen. Durch diese heilige Oelung will der Prie-
ster vollkommene Verzeihung der Sünden des Kranken von
Gott erflehen. Man glaube nicht, daß, wenn man einmal
die leßte Oelung empfange, man dann ganz gewiß sterben
müsse; oftmal ist sie noch Stärkung und trägt zur Wieder-
genesung bei.
Oie Priesterweihe.
Da der göttliche Herr und Heiland, ^Jesus Christus,
seine Kirche auf Erden stiftete, wählte er einige zu sei-
nen ¿¡postein und ff un gern ; er wies sie zum Dienste sei-
ner Kirche an, und versah sie mit Kraft und Gewalt,
Hiles zu thun, was dieser Dienst erfordert. Sie sollen
lehren, taufen, die Sünden vergeben, die Kranken mit
Oele salben, das thun, was er beim letzten Abend-
mahle gethan hatte, was zur Aufnahme seiner Religion,
zur Erbauung der Gläubigen und zur Erhaltung der
guten Ordnung in der Kirche diene. Er theilte ihnen
dazu den heiligen Geist mit und sprach: „Wie mich
der Vater gesandt hat, also sende ich euch.“ Die Apo-
stel folgten diesem Befehle des Herrn. Sie bestellten den
Gläubigen Kirchen und Priester, die sie mit den heiligen
Sakramenten versehen und ihnen den Gottesdienst, den
Unterricht und die Andachten ordnungsmassig halten
sollten; sie setzten auch einige zu Bischöfen, die durch
Ähre Aufsicht in der Kirche die gute Ordnung erhalten.
In dieser Absicht legten die Apostel ihnen die Hände mit
Gebet auf, dass sie den heiligen Geist und die Gewalt
empf engen, mit der auch sie von ffesus Christus ge-
sandt waren. Von dieser Einrichtung, die ursprünglich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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177
der göttliche Herr und Heiland seihst gemacht, und die
sich durch seine Apostel und ¿Jünger, dann durch ihre
ordentlichen Nachfolger, die Bischöfe und Priester, bis
zu uns fortgepflanzt hat, kommt es her, dass hei uns
Katholiken noch auf eben diese Art Priester und Bischo f
der Kirche zum Dienste der Kirche eingeweiht werden.
Die Ehe.
Die Ehe ist ein Sakrament, vermittelst welchem die
Eheleute vom heiligen Geiste geheiliget werden, dass sie
nämlich in heiliger, ehelicher Liehe, in Eintracht und
Frieden beisammen leben, wechselseitig für einander sor-
gen, sich einander dienen, helfen, und die Kinder, die ihnen
Gott schenkt, zu seinerehre christlich erziehen. Derbräu-
tigam soll daher ein guter, ehrbarer und tugendhafter
Mensch, sittsam und keusch in seinem Reden u. Betragen.
freundlich, friedfertig und bescheiden im Umgänge, dem >
Spiele, Trünke und andern derlei Ausschweifungen nicht
ergeben, sondern emsig und fleissig bei seinen Arbeiten,
wirthschaftlich und überhaupt recht verständig, ge-
setzt und ordentlich in seiner ganzen Aufführung seyn.
Die Braut soll gleichfalls eine fromme, wohlerzogene
Person, emsig bei den häuslichen Verrichtungen, von
stillem, sanften Gemüthe, der Schwatzhaftigkeit, der
Eitelkeit nicht ergeben, sondern sittsam und beschei-
den seyn. Ivenn zwei solche tugendhafte Personen sich
zu dieser Absicht mit einander einverstanden haben,
so melden sie sich bei ihrem Pfarrer. Dieser untersucht
und beurtheilt, ob sie fähig und würdig seyen, in die-
sen Stand zu treten. Werden sie für würdig erkannt,
so werden sie öffentlich verkündet und am Altare unter
Beiseyn zweier Zeugen zu diesem Stand eingeweiht.
Die Brautleute geben sich am Altar die Hände und ge-
loben einander vor Gott und seiner heiligen Kirche gleich-
sam eidlich, dass keines das andere verlassen, sondern
dass sie beständig beisammen bleiben wollen und sie
nichts Anderes scheide, als der Tod. Es soll also
diese Feierlichkeit ja mit aller Würde und Ehrerbietig-
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41
ordnung, beschwert sein Gewissen, und zieht sich die verdiente
Strafe selber zu.
b) in der kirchlichen Gesellschaft.
Jesus hat die Menschen gelehrt, wie sie sittlich gut wer-
den sollen, damit sie einst ewig glückselig würden. Er wollte.
Laß seine Lehre erhalten, ausgebreitet und in Ausübung ge-
bracht würde. Zu diesem Behufe stellte er Männer auf, die
seine Lehre vortragen, erklären, ausbreiten, und durch dieselbe
die Sittlichkeit unter den Menschen aufrecht erhalten sollten.
Er wollte, daß diese Anstalt immerfort dauern sollte, weil
eö unumgänglich nothwendig ist, daß die Menschen immer sitt»
lich gut bleiben.
Hieraus lassen sich leicht die Pflichten ableiten, die die
Vorsteher der Kirche gegen die Gläubigen und die Gläubi-
gen gegen die Vorsteher zu beobachten haben.
1) Pflichten der Vorsteher.
s) Die Vorsteher haben die Pflicht, die Gläubigen zu
lehren, wie sie sittlich gut werden können. In dieser
Absicht müssen sie ihnen die Lehre Jesu vortragen, er-
klären, deutlich machen, und zeigen, wie die Lehre Jesu
unter verschiedenen Untständen ausgeübt und angewen-
det werden könne.
b) Sie haben die Pflicht, solche Geseße und Anordnun-
gen zu machen, welche dienen, die Sittlichkeit aufrecht
zu erhalten und zu befördern, Verordnungen, durch
welche das Böse gehindert und die Ausübung des Gu-
ten erleichtert wird.
c) Sie sind schuldig, den Gläubigen die Mittel an die
Hand zu geben, durch die das Gute leichter ausgeübt
und das Böse leichter bekämpft wird. Solche Mittel
sind die heiligen Sakramente, durch welche den Gläu-
bigen die Gnade Gottes mitgetheilt wird.
2) Pflichten der Gläubigen.
Wenn es von Seite der Vorsteher Pflicht ist, die Lehre
Christi vorzutragen, so ist es
*) von Seiten der Gläubigen Pflicht, diese Lehre anzur
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42
hören, mit gutem Herzen aufzunehmen und anzuwenden.
Ferner, wenn es Pflicht der Kirchenvorsteher ist, gute,
auf Beförderung der Sittlichkeit abzielende Verordnun-
gen zu machen, so ist es
d) Pflicht der Gläubigen, diese Verordnungen nicht mit
den.buchstaben, sondern vielmehr dem Geiste nach zu
befolgen, damit der Zweck derselben, Beförderung der
Tugend und guter Sitten erreicht werde. Endlich, wenn
die Vorsteher der Kirche den Gläubigen die heil. Sa-
kramente ausspenden, die gemeinschaftliche Gotteövereh-
rung im Namen der Gläubigen ordnen, besorgen und
betreiben sollen, so ist es
c) Pflicht der Gläubigen, diese heiligen Sakramente auf
die rechte Art zu empfangen, am gemeinschaftlichen
Gottesdienst Theil zu nehmen, das Ihrige beizutragen,
damit sowohl die Vorsteher der Kirche anständig unter-
halten, als auch damit der gemeinschaftliche Gottesdienst
zur allgemeinen Erbauung geziemend verwaltet werde.
2) Wechselseitige Pflichten der Christenliebe.
Alle Christen sind schon als Menschen einander zu lieben
schuldig. Alle sollen gemeinschaftlich zu dem allgemeinen
Zwecke, Aufrechthaltnng und Beförderung der Sittsamkeit
mitwirken. Keiner soll den andern im Guten hindern, keiner
den andern in Erfüllung der Religionspflichten stören, son-
dern alle sollen sich wechselseitig aufmuntern und unterstützen.
4) Pflichten gegen fremde Religionsgenossen.
Es ist Pflicht des Christen
s) jeden Menschen ohne Rücksicht auf seinen Glauben, ohne
Ansehung seiner Meinungen, mit christlicher Duldung
und Liebe zu behandeln.
b) Eö ist Pflicht, Niemanden seiner Religion wegen zu
verachten; denn feine Religion ist eine Wahrheit, durch
die ec selig ist, eine Ueberzeugung, die er von seinen
Vätern erbte, wie du die deinige ererbt hast.
c) Aus Ehrfurcht für die Religion vermeide alle kränkende
Gespräche und Streitigkeiten in Glaubenssachen mit
fremden Religiousgeuossen.
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»—« 60
rohe Sitten, denn sie sind beide nirgends als bei ihres Gleichen
wohlgeliten. -
Vom Verhalten zur Morgenzeit.
Werdet ihr Morgens von euern lieben Eltern geweckt, so
wendet euch nicht mehr ins Bellt hinein, sondern siehet gleich
und schnelle auf mit aller Ehrbarkeit. Dein erster Gedanke
sey: Gott. Danke ihm für die genossene Ruhe und für den
sanften Sck-laf. Bitte ihn um einen glücklichen Tag, um Se-
gen und Beistand. Opfere ihm jeden Schritt und alle deine
Werke auf. Laufe nicht unangekleidet vor andern herum.
Halte deinen Leib stets heilig, denn Gott weiht ihn zu sei-
nem Tempel. Kleide dich ehrbar und reinlich. Sorge dafür,
daß beschmußte Kleidunssiücke erst gereinigt und zerrissene gc*
stickt werden, ehe du sie anziehst; denn Reinlichkeit in der
Keidung gehört auch zur Wohlansiändigkeit. Reinige auch
Gesicht, Hände und Füße, kämme deine Haare, spüle den
Mund aus, schneide die Nägel ab. Durchlärme das Haus
nicht, wie ein Poltergeist. Bitte deine Eltern um das Essen.
Dann bereite dich auf den Unterricht vor und vergiß deine
Bücher nicht. Sorge, daß du ein Nasruch bekommst, em-
pfiehl dich deinen Eltern und dann eile in die Schule oder
an deine Arbeit
Vom Verhalten auf dem Schulwege.
Wenn dich deine Eltern in die Schule schicken, so gehe
geraden Wegs dahin, ohne Zögerung. Stehe nicht an dis
Ecke hin; eben so wenig rase wie ein wildes Pferd. Gaffe
nicht hin und her, wie ein Simpel. Sey nicht allzu neu-
gierig. Wenn dir Jemand auf der Straße begegnet, fo gieb
ihm bescheiden einen freundlichen guten Morgen. Zieh dei-
nen Hut oder deine Kappe vor Personen ab, die höhern
Standes sind, als du. Begrüßt man dich, so danke höstich.
Gegen Vornehme und alte Personen seye bescheiden und ehr-
erbietig. Verspotte und verlache presthafte Leute nicht; denn
dieß verräth das boshafteste Herz. Verrichte deine Noth-
durft an einem abgesonderten Orte, nicht auf der öffentlichen
Straße, oder an der nächsten, besten Ecke, oder vor An-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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156
Genauere Berechnung durch Pabst
Gregor xm.
Pabst Gregor xm. ließ diese Rechnung noch genauer ma-
chen, und verordnete, daß wegen der überschießenden Stunden
alle vier Jahre ein Tag eingeschaltet werden sollte. Dadurch
entstand der sogenannte gregorianische Kalender.
Zeitrechnung der Russen.
Die Russen haben bis jetzt noch den alten julianischen
Kalender beibehalten, und sind deßwegen in der Tagesrech-
nung um zwölf Tage zurück. Wenn wir den Neujahrstag
feiern, haben die Russen noch nicht einmal Weihnachten; sie
schreiben dann erst den 19ten Dezember.
Inhalt und Nutzen eines Kalenders.
Ein Kalender ist für eine jede Haushaltung ein sehr
brauchbares, ja fast unentbehrliches Buch. Ec enthalt ein
wichtiges Verzeichniß der Monate, Wochen, und Tage,
protestantische und katholische Namen, die merkwürdigsten
Veränderungen in dem Stand der Sonne, deö Mondes und
Der Planeten, auch bisweilen Landesgesetze, Marktverzeich-
nisse, Wetter- und Bauernregeln, Erklärung der Himmels-
zeichen und der Planeten, Sonnen- und Mondssinsternisse,
die Feste eines Jahres und dergleichen nützliche Sachen.
Die Festtage.
Zum Andenken sehr wichtiger, besonders religiöser Be-
gebenheiten oder merkwürdiger Personen hat man besondere
Tage bestimmt, welche man Feste nennt: sie werden abgetheilt
rn Festtage des Herrn, in Festtage Mariens, und in Festtage
Der Heiligen. Auch gibt es bewegliche und unbewegliche Feste.
Unbewegliche sind diejenigen, welche alle Jahr auf den näm-
lichen Monatötag fallen; die beweglichen hingegen verän-
dern ihre Zeit und richten sich nach dem Osterfeste, indem sie
eine bestimmte Anzahl Tags davon entfernt seyn müssen.
Die Festtage des Herrn.
Unsere Kirche feiert nebst dem Sonntag auch noch die
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Pabst
Gregor_xm Gregor Gregor_xm Gregor
157
vorzüglichsten Feste des Herrn und die wichtigsten Be-
gebenheiten seines Lebens, Leidens und Todes, und sei-
\ ner Auferstehung. Diese löbliche Gewohnheit schreibt sich
von den Apostclzeiten her. Wenn wir nach dem Gebot der
heiligen Kirche die Festtage würdig feiern wollen, so müssen
wir uns an denselben eben so verhalten, wie bei der Sonn-
tagsfeier. Wir müssen mit Anhörung der heiligen Messe auch
den vor- und nachmittägigen Religionsunterricht und die Be-
trachtung deö Lebens, Leidens, und Todes Jesu und der Hei-
ligen verbinden. Wenn wir uns an diesen Tagen nicht so
verhalten, so können wir nicht mit Wahrheit sagen, daß wie
nach dem Willen der Kirche die aufgestellten Feiertage heili-
gen. Sich bloß von knechtischen Arbeiten enthalten, — des-
sere Kleider anziehen, — die Spieltische besuchen, — in
Wirthshäusern sich wohl seyn lassen, seine Nachbarn bei an-
dern Leuten ausrichten, und höchstens einer Messe beiwoh-
nen, — das heißt die aufgestellten Feiertage nicht heiligen, son-
dern sie entheiligen. Nehmt doch diese Wahrheit tief zu Herzen.
Die Sonntagsfeier.
Der Sonntag soll dem Christen ein vorzüglicher heili-
ger Tag seyn. Er ist ein Tag deö Herrn ; dem Herrn sollen
wir ihn widmen. Er soll uns erinnern an die erste Wohl-
that der Schöpfung, und an die größte Wohlthat der Er-
lösung. Er soll uns erinnern an die Auferstehung unsers
Herrn Jesu Christi. Mit freudigem Danke soll in uns die
Hoffnung befestiget werden, daß auch wir einst auferstehen
werden zum ewigen Leben.
Der redliche Christ hält es für seine strengste Pflicht:
1) Dem vormittägigen Gottesdienst, und zwar so viel
es seyn kann, in seiner Pfarrkirche beizuwohnen.
2) Der sonntägigen Predigt mit ruhiger Aufmerksamkeit
und unpartheiifcher Anwendung auf sich selbst zuzuhören,
(auch wieder in der Pfarrkirche, wenn es seyn kann.)
3) Von dem nachmittäglichengotteödienst nicht wegzugehen.
4) Und der Hausandacht an Sonntagen mit Erbauung
zur bestimmten Stunde abzuwarten. Unter Hausandacht ver-
siehe ich 1) gemeinschaftliches Beten christlicher Familieni
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178
kett vorgehen. Die Anwesenden sollen sich mit dem
Brautpaar in Andacht vereinigen und Gott dafür dan-
ken, dass er die Ehe zu dieser Absicht eingesetzt hat.
Absicht der Kirche bei den Segnun-
gen und Alterthum derselben.
Die katholische Kirche hat schon von den Apostel-
zeiten her verschiedene Segnungen durch ihre Priester
zum geistlichen und leiblichen Nutzen für die Christ-
gläubigen eingeführt und verordnet. Schon im alten
Testamente mussten die Priester das Volk segnen.
Diese bestehen in dem Gebete, weiches die Priester
verrichten, damit der barmherzige Gott durch die
Verdienste ff esu Christi den Gebrauch dieser oder jener
Sache, welche gesegnet wird, den Gläubigen zu ihrem
zeitlichen und ewigen Heile möge gedeihen lassen. Da-
her wird auch bei jeder Segnung das Kreuz von dem
Priester Uber die zu segnende Sache gemacht, weil das
heilige Kreuz die Quelle aller Segnungen und geistlicher
Gnaden ist; und endlich mit dem Iveihwasser besprengt,
damit die Sache hiedurch gereinigt und geheiligt werde.
D i e Wasserweihe.
In der katholischen Kirche ist es eine uralte Gewohnheit,
tas Wasser zu segnen und mit einem solchen Wasser sowohl
die Gläubigen als andere zum täglichen Gebrauche nöthige
Sachen zu besprengen. Die Kirche bittet durch diese Wasserr
weihe zu Gott, er möchte diejenigen Christen von ihren Sünr
den reinigen und von allen Uebeln des Leibes und der Seele
befreien, dis sich diesss geweihten Wassers mit reuevollem
Herzen und wahrem Glauben bedienen. Die Christgläubü
gen besprengten sich von jeher mir dem geweihten Wasser, um
die Reinigkeit ihres Herzens anzuzeigen, mit welcher ein
Christ in die Kirche kommen und sonst seinem Gott dienen
sollte. Die Wasserweihe kann zwar alle Tage vom Priester
vorgenommen werden; allein sie wird auf uralte Kirchem
Verordnung nur alle Sonntage vorgenommen, Ostern und
Psingsien ausgenommen, weil zu diesen Zerren am Vor«
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180
ter in den Tempel. In Jesu erschien auch uns das Licht
der Welt. Seine Lehre soll uns zum Guten erleuchten und
erwärmen, damit wir im Lichte und nicht in der Finsterniß
wandeln.
Die Aschen weihe am Aschermittwoch.
Der Mittwoch vor dem ersten Fastensontag wird der Ascher.'
Mittwoch genannt, weil an diesem Tage die Christgläubigen
von dem Priester, auf Einsetzung der Kirche, mit einer ge-
weihten Asche auf ihre Häupter bestreuet werden, unter den
Worten: „Gedenk, o Mensch, daß du Staub bist, und
wieder zu Staub werden wirst!" Diese fromme Gewohn-
heit ist ein Andenken der alten Kirchenzucht: denn zur selben
Zeit wurden alle großen Sünden öffentlich abgebüßt. An-
fangs mußten sie sich vor dem Eingänge der Fasten dei den
Bischöffen und Priestern stellen, worauf sie mit geweihtem
Wasser begossen und mit Asche bestreuet wurden. Dieser
Aschenbestreuung haben sich nachgehends andere fromme Chri-
sten zum Zeichen der Buße über ihre Sünden aus Demuth
unterworfen; denn schon im alten Testament war die Asche
crn Zeichen der Buße; auf solche Weise ist die Einäsche-
rung auf den Mittwoch vor dem ersten Fastensonntag von
der Kirche allgemein eingeführt worden.
Die heilige Oe!- und Chrisamweihe am
grünen Donnerstag.
Ans Verordnung der Kirche muß am grünen Donnerstag,
nach dem apostolischen Gebrauche, jeder Bischof mit zwölf
Priestern, welche die zwölf Apostel vorstellen sollen, und mit
noch sieben Diakonen das Oel und Chrisam weihen, welche
das Jahr hindurch zur Ausspendung der heiligen Sakra-
mente, Taufe, Firmung, lehren Oelung, Priesterweihe und
zur Einweihung der Kirchen und Altäre nothwendig sind.
Ehe der Bischof die Oele zu weihen anfängt, hauchet er
mrr den rwölf Priestern dreimal über dieselbe, zum Zeichen,
daß die Apostel, sobald sie Christus angehauchet, alsbald die
Gnade des heiligen Geistes empfangen haben; dabei bittet
d-r Priester im Namen der ganzen Kirche, daß allen jenen.
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TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]